Inszenierte Menschenfotografie
Was ist inszenierte Menschenfotografie für mich?Ich liebe Motive, die inszeniert sind. Vielleicht kommt das auch für meinen Faible für Film und Theater. Sei es drum: Ich baue gerne Szenarien auf, in denen Menschen dann ihren Teil dazu beitragen das Bild zu komplettieren. Dazu überlege ich mir ein Thema und versuche das dann in einem Bild umzusetzen. Das sind meistens dann freie Arbeiten, zu denen ich mir die für mich passenden Darsteller raussuche. Oder Ich habe einen "Darsteller" und überlege mir ein dazu passendes Thema (das sind dann eher Kundenarbeiten). Bei der Darstellung eines solchen Themas hilft ein wenig Schauspiel-Talent natürlich auch, um schnell zum Ziel zu kommen.
Was brauche ich dafür?Auch hier gibt es verschiedene Varianten. Natürlich ist eine entsprechende Location sehr praktisch. Aber wenn man das nicht hat (was meistens der Fall ist), muss man sich diese eben bauen. Das Set wird meistens im Studio entstehen, weil ich dort die meisten Möglichkeiten habe das Licht entsprechend meiner Vorstellungen zu setzen. Doch ein "langweiliger" neutraler Hintergrund ist da nicht ausreichend. Der Witz bei bezahlbaren Sets ist, dass man reale Kulisse mit digitaler verschmelzt. Dadurch kommt ein realistischer Effekt und die digitalen Ergänzungen wirken realisitischer. Das "echte" kommt viel durch Reflexionen und Schattenspiele zusammen. Daher ist hier ein homogenes Gebilde wichtig. Konkret heißt das: Neben Outfit und Accessoires der Darsteller versuche ich soviel echte Requisiten wie möglich in das Bild zu integrieren. Der Rest bleibt als neutral grauer Hintergrund und wird später durch Photoshop mit Leben gefüllt. Die Hauptmotiv und die Requisiten werden dann nach meinen Vorstellungen entsprechend ausgeleuchtet. Ich verwende dafür eine Studio-Blitzanlage, da ich damit auf ein breites Spektrum an Leistung und Lichtformer zurückgreifen kann.
Sinnvoll ist es, wenn abstrakte Hintergründe mit Dauerlicht erzeugt werden: Zum Beispiel Schatten-Muster oder Fenstersilhouetten. Allerdings gibt es da weniger ein Bühnenbild - sondern es wird eher ein Portrait mit entsprechendem Hintergrund. Wer sich für sowas interessiert, kann sich mal die Produkte von Dedolight anschauen. Projezierte HintergründeEine Frage erreichte mich bzgl. Nutzen von projezierten Hintergründen in Zusammenhang mit Einsatz von Dauerlicht. Die Farbe von beispielsweise Beamern ist sicherlich nicht genau die gleiche Farbtemperatur, wie die eines Dauerlichtsystems. Das Auge ist emfindlich und die Unterschiede gibt es immer. Da meine inszenierten Bilder aber immer einen "künstlichen Touch" haben, würde mich das gar nicht so stören. Vielmehr problematisch sehe ich die Lichtintensität: Damit der Hintergrund und die Darsteller entsprechend "realistisch" hell ausgeleuchtet sind, bewegen wir uns in einem sehr schummrigen Licht. Außerdem schauen sich "Dinge" die aktiv Licht reflektieren ganz anders an, als ein Bild, welches auf einer Oberfläche projeziert wird. Ein weiterer Nachteil von projezierten Hintergründen: Sobald Licht vom Vordergrund auf den Hintergrund reflektiert wird, gibt es nicht etwa dreidimensionale Schattenverläufe, sondern der Hintergrund wird hell (=löst sich in Luft auf). Ich glaube, dass die Nacharbeit beim Postprocessing vergleichbar - vlt. sogar höher ist, als den Hintergrund gezielt auszutauschen. Ein anderes Problem stellt sich bei der Projektion selbst: Bei einer unverzerrten Projektion steht vermutlich das Modell und die Vordergrundbeleuchtung dem Licht im Weg.
Montage von Hintergründen im PostprocessingDie Montage von Hintergründen in Photoshop ist zwar etwas arbeitsaufwendig, aber dafür habe ich die uneingeschränkte Freiheit alles als Hintergrund zu nehmen, was ich möchte:
Ich kann mir das Leben leichter machen, wenn ich Hintergründe mit gleicher Brennweite, gleichem Objektiv und gleicher Position (insb. Höhe -> Stativ) verwende, wie ich das Set im Studio fotografiert habe. Ein weiterer Punkt ist das Licht. Wenn ich schon beim Fotografieren darauf achte, dass Lichtquellen entsprechend passend aufgestellt sind, so dass sie dem Hintergrund möglichst gut entsprechen.
AlternativenEine weitere Möglichkeit ist ein bedruckter Hintergrund auf z.B. Vinyl. Diese sind leider nicht sehr billig (ab 350 Euro), relativ schwer und machen nur in wiederverwendbaren Motiven Sinn (Holzplanken, Mauerstrukturen,gemaserte Holzwände, Steinböden, etc.). FazitWer hochwertige und realistisch wirkende Szenarien fotografieren möchte hat in meinen Augen dafür nur zwei Möglichkeiten:
Beides macht Aufwand und kostet viel Zeit - daher macht eine Planung und entsprechende Vorbereitung auch Sinn. Bei solchen Bildern gibt es auch keine Massenproduktion, so dass ich ein oder zwei Bilder gezielt auswählen und dann mit neuem Hintergrund bearbeiten kann. Wollt ihr mehr zu dem Thema wissen? Dann stellt gerne eure Fragen hier in den Kommentaren als PN.
Kommentare
René(nicht registriert)
Hallo Knut,
ganz toller Beitrag,welcher mir enorm bei meiner Studioausrüstung hilft.Nun bin ich mir sicher,dass ich mich nun doch mehr mit der PS-Materie beschäftigen muss. Das Gesicht im letzten Bild sieht aber fast nicht mehr "menschlich "aus,schon eher animiert.....ist aber nur meine Meinung.Ansonsten alle anderen top. VG René
Keine Kommentare veröffentlicht.
Wird geladen...
|