Systemkamera im Studioeinsatz

December 09, 2014  •  Kommentar schreiben

Systemkamera als Alternative für das Studio

Schon eine Weile verfolge ich sehr gespannt die Entwicklung der Systemkameras: Kein Spiegel, Wechselobjektive, Digitaler Sucher, ordentliche Sensoren, ...

Als Reisekamera oder handliche, kleine Allround-Immer-Dabeikamera kann ich mir das schon vorstellen. Aber kann ich sie auch als Studio-Kamera einsetzen? Um so erfreulicher, dass Olympus-Deutschland mir eine OM-D E-M1 für diese Erfahrung zu Verfügung gestellt hat. Dazu stellte mir Olympus 12-40mm/2.8 und ein 75mm/1.8 Objektiv zu Verfügung.

Erste Eindrücke

Zunächst kurz ein paar allgemeine Eindrücke: Die Olympus OM-D E-M1 hat einen 16MP-Micro-Four-Thirds-Sensor. Die Verarbeitung und Bedienung ist sehr gut. Die Objektive sind nicht nur klein und handlich, sondern haben auch sehr gute optische Eigenschaften (Schärfe & Bokeh).

Bevor ich auf die Studio-Erfahrung komme, hier noch ein paar Punkte, die mir persönlich aufgefallen sind. Was mir an der Kamera nicht so gut gefällt:

  • Vermutlich mit bedingt durch den kleinen Sensor fängt das Rauschen relativ früh an und liegt damit maximal auf einem vergleichbaren Niveau wie eine D300s.
  • Akku-Leistung ist relativ klein, der Ladegerät braucht für eine volle Ladung relativ lange. Hier kommt man im praktischen Einsatz um 1-3 Ersatzakkus nicht herum. Ein Batteriegriff ist sicherlich auch von Vorteil.
  • Display ist fast zu gut: Es täuscht manchmal über Aufnahmefehler hinweg.

Systembedingt sieht man natürlich nie das "echte" Bild, sondern immer eines von der Software "manipuliertes" Bild: Richtig ist der viel propagierte Vorteil, dass der Unterschied von Sucher zum hinteren Display verschwindet. Aber umgekehrt habe ich dafür nun einen großen Unterschied zwischen Sucherbild und Realität. Ich will das nicht als Nachteil oder schlechte Eigenschaft aufzählen, sondern einfach nur feststellen, dass ich persönlich mit diesem Umstieg mehr zu kämpfen hatte, als ich  mir das vorstellen konnte.

Die großen Vorteile, die die OM-D E-M1 mit sich bringt:

  • Der Touch-Bildschirm ist unheimlich praktisch und ermöglicht eine intuitive und schnelle Bedienung:
    • Beim fokusieren (durch einfaches Antippen des zu fokusierenden Punktes auf dem Schirm).
    • Beim Blättern und Zoomen in der Bildansicht.
    • Beim Auswählen von Menüpunkten und Einstellungen
  • Der elektronische Sucher hilft Outdoor bei Sonnenlicht zur Bildkontrolle.
  • Die Sucher/Display-Vorschau lässt bei Available-Light sehr schnell die richtige Einstellung zur Belichtung finden.
  • Das schwenkbare Display ermglicht bequemes Arbeiten von sehr niedrigen Kamerastandpunkten.
  • Fokusierung funktioniert hervorragend: Er erkennt Gesichter und deren Augen und versucht z.B. auf das nächstliegende scharf zu stellen. Die Trefferquote ist hier sehr gut.

Für diejenigen unter euch, die der Studioeinsatz weniger interessiert, habe ich auch ein paar Outdoor-Aufnahmen gemacht:

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Die Qualität ist sehr gut und die Bilder sind schnell und einfach gemacht. Für "Anfänger" und Hobby-Fotografen, die nur in JPG fotografieren, sind die Szenen- und Art-Modi interessant. Die Bearbeitung der Bilder dauert zwar ein paar Sekunden, aber die Ergebnisse  können sich sehen lassen.

Sehr schön auch der eingebaute Stabilisator, der gerade für Landschaftsaufnahmen und Stillleben sehr sinnvoll ist und auch wirklich gut funktioniert.

Wirklich sehr angetan war ich von Videoaufnahmen: Sowohl Indoor, als auch Outdoor hat mich das Bildmaterial voll überzeugt.

Die OM-D E-M1 im Studioeinsatz

Nun zum Einsatz im Studio: Ich verwende einen Funk-Kameraauslöser von Hensel, der einfach auf den Blitzschuh gesteckt wird. Das Rauschverhalten bei höheren ISO-Werten ist für mich relativ uninteressant, da ich im Studio in der Regel genügend Licht habe, so dass ich auch gut mit ISO200 arbeiten kann. Die Einstellungen der Tasten im Modus "M" habe ich mir im Menü so konfiguriert, dass sie weitgehendst der meiner DSLR entsprechen - damit hält sich die Umstellung bzgl. der Tasten in Grenzen.

Im praktischen Einsatz erwies sich der "halb gedrückte" Auslöser sehr empfindlich und nicht ganz so gut spürbar, wie ich das bei meiner Nikon gewohnt bin. Ansonsten verrichtete die Olympus sehr solide ihre Arbeit.

Angenehm für den Fotografen ist das geringere Gewicht - für das Modell der freie Blick zum Fotografen, der nicht hinter der Kamera verschwindet. Dadurch ist ein "persönlicheres" fotografieren möglich, wie ich es empfunden habe.

Ebenfalls nicht zu verachten: In dunklen Umgebungen mit schwachem Einstellicht sieht man auch im Display noch gut das Modell. Ein klarer Vorteil gegenüber einer DSLR, bei denen es hier oft schwierig ist noch Details zu erkennen.

Für viele Aufnahmen sehr gut geeignet war die Objektiv-Kombination:

  • 75mm/1.8 für Portrait-Aufnahmen
  • 12-40mm/2.8 für Ganzkörper/Fashionaufnahmen. Auch wenn die 12mm ein wenig zu weitwinkelig sind. Aber 30-40mm durchaus gut zu verwenden.

Das fokusieren hat sehr gut funktioniert. Falsche Fokusierung ist auf Bedienfehler zurückzuführen - genauso wie bei aktuellen DSLRs. Bei wenig Dynamik und genügend hellem Einstell-Licht sind hier keine Schwierigkeiten mehr zu erwarten. Geschwindigkeit ist hier nicht wirklich wichtig und auch bei der OM-D E-M1 einwandfrei.

Bildqualität

Die Bildqualität ist mit 16MP auf jedenfall sehr ordentlich. Im RAW-Converter kann man in den RAW-Dateien noch einiges herausholen:

100% Crop ohne Bearbeitung100% Crop ohne BearbeitungOLYMPUS DIGITAL CAMERA 100%-Crop mit Lightroom nachgeschärft100%-Crop mit Lightroom nachgeschärftOLYMPUS DIGITAL CAMERA

Nachschärfen holt nochmal richtig was raus, wie man an diesen Bildern sehen kann. Da sind dann auch feine Details, wie die Haare noch sehr schön aufgelöst.

20140721_083329_P721000720140721_083329_P7210007OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Die Hauttöne sind für meinen Geschmack leicht ins grüne verschoben. Aber lässt sich hinterher recht einfach korrigieren und fällt vermutlich bei der Vielfalt an Monitoren, die nicht kalibriert sind auch nicht weiter auf.

Ansonsten habe ich sowohl Portrait, als auch ein paar Ganzkörperaufnahmen gemacht, die mit den beiden Objektiven sehr gut geworden sind. Wer hier mehr Details z.B. in den Kleidern haben möchte, der muss wohl auch deutlich mehr investieren. Wie die Bilder entstanden sind, könnt ihr im MakingOf des Videos genauer sehen...

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20140721_091815_P721016920140721_091815_P7210169OLYMPUS DIGITAL CAMERA

20140721_092838_P7210235-165020140721_092838_P7210235-1650OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Vergleich mit Nikon-Objektiven

Um einen Vergleich mit Nikon-Objektiven zu ziehen, war Novoflex so freundlich mir einen Adapter von Micro-4/3 auf Nikon Bajonett zu stellen: Hier ein Vergleich zwischen zwei Aufnahmen mit dem Nikon AF-S 85mm/1.8 an der Olympus OM-D E-M1 und der Nikon D300s. Die automatische Fokusierung tat leider bei der OM-D E-M1 nicht, so dass ich manuell fokusieren musste. Ist aber in der Praxis durch die Fokusierhilfe (Fokuspeaking) sehr gut gelöst und kann durchaus so verwendet werden. Wer jedoch viel mit einem zuverlässigen Autofokus arbeitet, möchte darauf kaum noch verzichten.

Fazit

Ziel war es den Einsatz einer Systemkamera im Studio zu testen. Stellvertretend dafür habe ich ein Modell von Olympus bekommen, welches im mittleren Preissegment angesiedelt ist. Die Umgewöhnung von einem nicht optischen Sucher ist mit widererwartend schwerer gefallen, als ich dachte: Meine Empdindung, dass das Bild nicht echt ist, was ich sehe, brachte mich dazu doch mehr das sehr gute rückwertige Klappdisplay zu nutzen.

Auch wenn es sich etwas ungewohnt anfühlt mit so wenig Material in der Hand zu fotografieren, ändert das nichts am Ergebnis: Man kann damit genauso gute Bilder produzieren - Lichtsetzung und Lichtqualität spielen hier genauso eine Rolle und entscheiden letztendlich über ein gelungenes Bild.

Die Arbeit im Studio (gerade im Portraitbereich) bietet durch die sucherfreie Arbeit durchaus Vorteile.

Die Bildqualität selbst ist nicht überragend - aber dem Preissegment durchaus angemessen. Die RAW-Bilder entsprechend in Lightroom nachgeschärft ergab eine schönes, scharfes Bild.

Die Bilder mit einer Pro-Kamera (wie etwa einer Nikon D800/D4 oder Canon D5Mark3) zu vergleichen wäre nicht fair. Für eine Alternative aus dem Consumerbereich für Einsteiger aber sicherlich einen näheren Blick wert. Umsteiger aus dem DSLR-Segment müssen entsprechend ihrer verwendeten und vorhandenen Objektive abwegen, ob sich das lohnt.

Auch mit kleinen Schwächen, war ich von dem Gesamtbild (vorallem Haptik u. Wertigkeit) der OM-D positiv überrascht: Vorallem das Gefühl eine hochwertige Kamera in der Hand zu halten begeisterte mich.

Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass es sich hier nicht um einen objektiven Technik-Review handelt, sondern es hier wirklich um meine persönliche, rein subjektive Erfahrungen geht. Andere werden das vielleicht anders empfinden, und kommen dann auch zu einem anderen Eindruck.

Abschließend noch ein Video zu dem ganzen (inkl. MakingOf am Ende):

 


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